Liebe Finaly,
ich freue mich für Dich, dass es Deinem Pferd wieder besser geht. Bei Hufrehe solltest Du trotzdem vorsichtig sein, da sonst in manchen Fällen auch wiederkehrende Krankheitsschübe auftreten können.
Hier ein paar Tipps für Dein Pferd:
Die Hufrehe-Symptomatik beim Pferd
Hufrehe ist immer mit extrem starken Schmerzen verbunden, mit Schwitzen und Muskelzittern und mit einer erhöhten Atemfrequenz. Vielfach kommt es auch zu Fieber und zu einer Krummstellung der Wirbelsäule. Dies wird durch die Schmerzen verursacht. In extremen Fällen legt sich das Pferd auf den Boden und möchte sich nicht bewegen. Typisch für eine Hufrehe sind auch das Auffußen der Ballen und Trachten des Hufes (sogenannte Trachtenfussung). Dabei wird der Zehenbereich des Hufes entlastet. Die Hinterbeine werden weit unter den Pferdebauch gestellt.
Der Hufrehe-Verlauf
Hufrehe bricht meistens in kürzester Zeit aus und geht nach etwa 2 Tagen in einen chronischen Verlauf über. Die Hufrehe kann man an der erweiterten weißen Linie erkennen und der Sohlenvorwölbung. Manchmal befinden sich an der Hufaußenseite dicke Hufringe und die unteren zweidrittel des Hufes können stark nach vorne-außen gebogen sein. Das Hufbein kann sich aus seiner Befestigung heraus lockern und somit senkt sich das Hufbein langsam nach unten. Manchmal treten dann auch Hufbeinrotationen auf. In ganz schlimmen Fällen kann sogar die Hufbeinspitze die Hufsohle durchstoßen und dies führt zu bakteriellen Entzündungen im Huf.
Mögliche Auslöser für Hufrehe
Traumatische Rehe
Durch Belastung und Erschütterung ausgelöst bei Distanzritten, Aufschlagen auf Steine, langen Galoppaden auf Asphalt oder anderen knallharten Böden, usw.
Fütterungsrehe
Verursacht durch eine Stoffwechselstörung im Dickdarm, weil zu viele Kohlenhydrate und Fruktan in den Darm gelangen.
Geburtsrehe
Entstanden durch verbleiben der Nachgeburt in der Gebärmutter.
Toxische Rehe
Wird durch Aufnahme von giftigen Stoffen ausgelöst, z.B. Giftpflanzen auf der Weide oder im Heu, Holzschutzmittel im Stall, Pflanzenschutzmittel (Pestizide) im Getreide/Kraftfutter, Schimmelpilze im Heu, Klärschlamm auf Feldern mit anschließender Bepflanzung (=Schwermetallbelastung der Pflanzen), seltene oder fehlerhafte Entwurmung, etc.
Medikamentöse Rehe
Ausgelöst durch bestimmte Medikamente, wie z.B. Kortison.
Infektiöse Rehe
Durch Viren oder Bakterien ausgelöst, die zu schweren Allgemeininfektionen führen können.
Kaltwasser-Rehe
Entsteht, wenn ein überhitztes Pferd große Mengen kaltes Wasser trinkt.
Borreliose-Rehe, Equines Metabolisches Syndrom-Rehe, Equines Cushing Syndrom-Rehe
Diese Krankheiten sind ursächlich dafür verantwortlich, dass Pferde immer wieder an Hufrehe erkranken. Nähere Infos über diese Kranheiten hier im pferdewiki unter Krankheiten/Equines Metabolisches Cushing/Borreliose/Equines Metabolisches Syndrom zu sehen.
Hufstatik-Rehe
Eine seltene Hufpflege (zum Beispiel nur alle 3 Monate) durch Hufschmied oder Hufpfleger, kann manchmal eine Hufrehe auslösen, da im Laufe der Jahre dadurch die Hufstatik ungünstig verändert wird. Auch eine unkorrekte Behandlung der Hufe durch den Hufschmied kann eine Hufrehe fördern, wenn zum Beispiel die Statik der Hufe nicht mehr stimmig ist. Dadurch entstehen Fehlbelastungen im Huf und durch das Reiten über Stock und Stein, bildet sich dadurch schneller eine traumatische Hufrehe aus.
Die phytotherapeutische Behandlung bei Hufrehe
Für die Nieren und die Leber zum Entgiften
Zum Beispiel Goldrute oder Brennessel oder Ackerschachtelhalm verfüttern für die Nieren, jeweils 30 Gramm pro Tag für 6 Wochen. Für die Leber eignet sich Löwenzahnkraut, Löwenzahnwurzel oder auch Mariendistelsamen. Jeweils 30 Gramm pro Tag, auch für 6 Wochen.
Für die Durchblutungsförderung der Hufe
Gingkoblätter geben, täglich 30 Gramm für circa 4 Wochen. Dieses Mittel fördert die arterielle und venöse Durchblutung.
Bei Schmerzen und bei Entzündungen im Rehehuf
Als leichtes Schmerzmittel gelten z.B. Teufelskrallenwurzel, Weidenrinde oder Echtes Mädesüß, jeweils 30-60 Gramm pro Tag für die Zeit der Schmerzen. Diese Pflanzen wirken zudem auch stark entzündungshemmend in der angegebenen Dosierung. Bei akuten Schmerzen bei Ausbruch einer Hufrehe, kann man täglich zusätzlich 5-10 ml Belladonna D 3 unter die Haut spritzen oder spritzen lassen für insgesamt 4 Tage lang. Starke Schmerzmittel sind bei Rehe nicht empfehlenswert, da diese fatale Folgen haben kann, dadurch, dass sich das Pferd zu viel bewegt und somit eine Heilungsaussicht deutlich verschlechtert wird.
Die äußere Behandlung der Hufe
Äußerlich sind Lehmpackungen oder einfach feuchte Erde sehr sinnvoll (als Umschläge). Die Hufeisen sollten abgenommen werden, sofern dies das Pferd zulässt. Barfußlaufen fördert die Durchblutung des Hufes und ist somit sinnvoll bei einer Rehebehandlung. Hat sich die Hufsohle allerdings schon stark gesenkt und berührt diese den Boden, kann es manchmal sinnvoll sein einen Rehebeschlag für eine gewisse Zeit zu benutzen. Die Hufe sollten spätestens alle 4-5 Wochen von einer Hufpflegerin oder einem Hufschmied zubereitet werden, so, das die Trachten allmählich ganz leicht gekürzt werden. Weiche Einstreu im Stall sind empfehlenswert für Rehepferde. Hierfür eignet sich weicher Torf, Späne oder Sand.
Die Fütterung bei Hufrehe
Kein Getreide, Kraftfutter, Brot, Silage oder 2.und 3. Heuschnitt verfüttern. Dies fördert eine Hufrehe. Nur ganz wenig Gemüse und Obst verfüttern, evtl. pflanzliches Mineralfutter und große Mengen von dem 1. Heuschnitt verfüttern. Bei regelmäßiger Bewegung sollten täglich 50-100 ml kaltgepresstes Distelöl oder Leinöl zugefüttert werden, damit dass Pferd genügend Energie zur Verfügung hat. Kohlenhydrate und zuviel Fruktan meiden. Fruktan befindet sich in frischem Weidegras und der Gehalt ist von der Witterung abhängig, deswegen nur portionierten Weidegang anbieten. Wer möchte, kann kleine Mengen von unmelassierten Rübenschnitzeln geben. Ca. 300 Gramm Rübenschnitzel pro Tag sind akzeptabel für ein Rehepferd. 300 Gramm Rübenschnitzel (ohne Melasse, Zucker und Honig) werden mit ca. 1,5 Liter kaltem Wasser übergossen und 12 Stunden lang eingeweicht. Erst dann dürfen sie verfüttert werden, da sie sonst im Magen stark aufquellen würden.
Weitere Behandlungsmethoden bei der akuten Rehe
Aderlass hat sich bei Rehepferden bestens bewährt. Etwa 5-10 Liter Blut dürfen einmalig abgezapft werden. Danach dürfen Elektrolyte gegeben werden, damit die Pferde nicht abbauen.
Viele Grüße und alles Gute
Christa Malcher (THP für Pferde)