Hallo Anne,
heute lese ich im Forum Deine verzweifelte Frage bezüglich
der Hufrehe Deines Ponys.
Ich persönlich bin sehr, sehr ent-täuscht über das mangelhafte Wissen der Tierärzte und der Schmiede sowieso über Hufe und deren genaue Funktion. In der tierärztlichen Ausbildung liegen hier nachweislich große Defizite vor. Allein dies ist schon ein
großes Thema und würde hier den Rahmen sprengen.
Meine Erfahrung mit Arzt und Schmied ist eine sehr traurige,und ich war gezwungen mich selbst umfassend zu informieren.
Und dabei habe ich eine wichtige Erkenntnis gewonnen.
Wer zur Quelle will muß gegen den Strom schwimmen!!
Was Dein Pony nun schließlich angeht, und deshalb schreibe ich Dir ja, kann es sein, wenn Du eine toxische Rehe ausschließen kannst(z.B. durch Komplikationen bei Geburt, also wenn sie gefohlt haben sollte,oder falscher Fütterung),daß eine sogenannte mechanische Hufrehe vorliegt.
Dazu kann es kommen,wenn die Hufe zu steil werden, das heißt, die Trachten zu hoch sind; das Pferd über einen längeren Zeitraum auf unnatürlich steilen Hufen steht.
Meist sind die Hufe dann auch eng oder es liegt sogar ein mehr oder weniger starker Zwang vor.
Der Hufbeinknochen kippt, besser gesagt rotiert quasi nach vorne unten. Mit anderen Worten, das Pferd läuft auf der Hufbeinspitze. Der Knochen befindet sich dann mit seinen nach hinten weisenden Hufbeinästen nicht mehr bodenparallel im Huf, sondern die Hufbeinäste zeigen im Huf nach hinten oben.
Das ist schon sehr schmerzhaft. Dadurch gibt es einen gewaltigen Zug auf die Hornkapsel, oder Hornschuh genannt, besonders im Zehenbereich.
Die sog.weiße Linie ist quasi die Verbindung
von Lamellenhorn (wächst von innen, vom Knochen her nach außen) und Röhrchenhorn (Wandhorn,wächst von oben-Krone- nach unten). Diese Verbindung ist logischerweise elastisch und dehnbar (Hufmechanismus). Durch eine Hufbeinrotation also
ist die Verbindung von Knochen mit der Kapsel gefährdet, die weiße Linie verbreitert sich, was man unten an der Hufunterseite dann auch erkennen kann, weil
die Hornzöttchen, die ineinandergreifen, auseinandergezerrt werden, bis unter Umständen die Verbindung sogar ganz reißt. Dann rutscht der Knochen nicht nur ab, sondern es kommt zum "Ausschuhen".
Eine Hufrehe kann aber geheilt werden!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Die Trachten müssen stark gekürzt werden, damit der Hufbeinknochen wieder in
eine bodenparalle und damit physiologische Lage gebracht wird. Das nachwachsende Horn von oben hat dann und nur dann wieder die Möglichkeit mit dem Lamellchenhorn, das von der Lederhaut produziert wird, welche sozusagen den Knochen umgibt,eine stabiele Verbindung einzugehen. Damit ist dann die Verbindung vom Knochen mit der ihn umgebenden Hornkapsel oder Hornschuh wieder hergestellt und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, viel Geduld, bis das neue Horn langsam nach unten wächst. Aber dann ist wirklich alles überstanden. Je nach Grad der Hufrehe kann es nochmal zu einem reheschub kommen, so wie man bei schweren Krankheiten immer mal mit einer rückläufigen Tendenz rechnen muß. Man darf sich dabei nicht beirren lassen und muß geduldig stetig so weiterbehandeln. das schlimmste dabei ist anderen Leuten oder Ärzten gegenüber stanshaft zu bleiben. Das Pferd hält die Sache recht gut aus. Das Pferd muß während des Genesungsprozesses unbedingt Bewegung haben, darf nicht im Stall/Box stehen.
Was wir für Schonung halten, ist Gift für das Pferd.
Bewegung ist für das Pferd das A und O, und bitte laß um Gottes Willen Dein Pferd
nicht hungern!!!!!!!!!!!!!!!!
Damit verschlimmert sich nur die Stoffwechselsituation, das Pferd hat Streß und abgesehen davon muß ein
Pferd für seinen hochempfindlichen Verdauungstrakt stets die Möglichkeit haben zu fressen bzw. ausgedehnte Freßzeiten (häufige Heurationen, mindestens 6 mal am Tag und wenig Stroh dazwischen zum Knibbeln (Kaubefriedigung).
Wiese und Weide in der Tat sehr mäßig, aber mit reichlich gutem Heu kannst Du
definitif keinen Fehler machen!!!!!!
Die Folgen von Mangelernährung sind viel schwerer einzuschätzen als von eventuell zu viel.
Also Heu,Heu und nochmals Heu!!!!!!!!!
Das Problem unserer Wiesen und Weiden ist, daß sie in der Regel überdüngt und hochgradig
sauer sind. Bei Witterungsänderungen (z.B. sonniges Wetter nach kühlen, regnerischen Tagen) schießt schnell junges Gras nach und dies enthält einen extrem hohen Fructanegehalt, ganz besondere Vorsicht also bei runtergefressenen Wiesen!!!!!!
Fructane sind langkettige Kohlenhydrate, die ein Pferd ab einer bestimmten Menge
nicht verstoffwechseln kann, zumal ja der Rohfaseranteil bei weitem zu gering ist!!!
Dadurch kommt es zu toxischen Reationen im Körper.
Und der Rohfaseranteil ist der entscheidende Faktor für den Pferdemagen und Darm.
Pferde könnten viel besser von hartem Gestrüpp und überständigen Weiden , also grober Struktur leben, denn ihr ganzer Verdauungstrakt ist so eingerichtet. Man darf nicht vergessen, das Pferd ist immer noch ein Steppentier, ein Fernwanderwild, ohne festgelegten Tag/Nacht oder Schlafrhythmus!!!
Es gäbe noch vieles zu sagen, aber vielleicht konnte ich Dir ein wenig helfen.
Gerne stehe ich Dir für weitere Fragen zur Verfügung soweit ich es vermag.
Unsere Pferde haben weitaus mehr Kraft, Leidensfähigkeit und Durchhaltevermögen als wir erahnen können!
In diesem Sinne alles erdenklich Gute für Dich und Dein Pony.
Herzliche Grüße
Angelika