Autor Thema: Behandlung bei Hufrehe/Mail an Anne  (Gelesen 11285 mal)

Angelika

  • Gast
Behandlung bei Hufrehe/Mail an Anne
« am: 16 Oktober 02 16:34 »
Hallo Anne,

heute lese ich im Forum Deine verzweifelte Frage bezüglich
der Hufrehe Deines Ponys.
Ich persönlich bin sehr, sehr ent-täuscht über das mangelhafte Wissen der Tierärzte und der Schmiede sowieso über Hufe und deren genaue Funktion. In der tierärztlichen Ausbildung liegen hier nachweislich große Defizite vor. Allein dies ist schon ein
großes Thema und würde hier den Rahmen sprengen.

Meine Erfahrung mit Arzt und Schmied ist eine sehr traurige,und ich war gezwungen mich selbst umfassend zu informieren.
Und dabei habe ich eine wichtige Erkenntnis gewonnen.
Wer zur Quelle will muß gegen den Strom schwimmen!!

Was Dein Pony nun schließlich angeht, und deshalb schreibe ich Dir ja, kann es sein, wenn Du eine toxische Rehe ausschließen kannst(z.B. durch Komplikationen bei Geburt, also wenn sie gefohlt haben sollte,oder falscher Fütterung),daß eine sogenannte mechanische Hufrehe vorliegt.
Dazu kann es kommen,wenn die Hufe zu steil werden, das heißt, die Trachten zu hoch sind; das Pferd über einen längeren Zeitraum auf unnatürlich steilen Hufen steht.
Meist sind die Hufe dann auch eng oder es liegt sogar ein mehr oder weniger starker Zwang vor.
Der Hufbeinknochen kippt, besser gesagt rotiert quasi nach vorne unten. Mit anderen Worten, das Pferd läuft auf der Hufbeinspitze. Der Knochen befindet sich dann mit seinen nach hinten weisenden Hufbeinästen nicht mehr bodenparallel im Huf, sondern die Hufbeinäste zeigen im Huf nach hinten oben.
Das ist schon sehr schmerzhaft. Dadurch gibt es einen gewaltigen Zug auf die Hornkapsel, oder Hornschuh genannt, besonders im Zehenbereich.
Die sog.weiße Linie ist quasi die Verbindung
von Lamellenhorn (wächst von innen, vom Knochen her nach außen) und Röhrchenhorn (Wandhorn,wächst von oben-Krone- nach unten). Diese Verbindung ist logischerweise elastisch und dehnbar (Hufmechanismus). Durch eine Hufbeinrotation also
ist die Verbindung von Knochen mit der Kapsel gefährdet, die weiße Linie verbreitert sich, was man unten an der Hufunterseite dann auch erkennen kann, weil
die Hornzöttchen, die ineinandergreifen, auseinandergezerrt werden, bis unter Umständen die Verbindung sogar ganz reißt. Dann rutscht der Knochen nicht nur ab, sondern es kommt zum "Ausschuhen".
Eine Hufrehe kann aber geheilt werden!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Die Trachten müssen stark gekürzt werden, damit der Hufbeinknochen wieder in
eine bodenparalle und damit physiologische Lage gebracht wird. Das nachwachsende Horn von oben hat dann und nur dann wieder die Möglichkeit mit dem Lamellchenhorn, das von der Lederhaut produziert wird, welche sozusagen den Knochen umgibt,eine stabiele Verbindung einzugehen. Damit ist dann die Verbindung vom Knochen mit der ihn umgebenden Hornkapsel oder Hornschuh wieder hergestellt und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, viel Geduld, bis das neue Horn langsam nach unten wächst. Aber dann ist wirklich alles überstanden. Je nach Grad der Hufrehe kann es nochmal zu einem reheschub kommen, so wie man bei schweren Krankheiten immer mal mit einer rückläufigen Tendenz rechnen muß. Man darf sich dabei nicht beirren lassen und muß geduldig stetig so weiterbehandeln. das schlimmste dabei ist anderen Leuten oder Ärzten gegenüber stanshaft zu bleiben. Das Pferd hält die Sache recht gut aus. Das Pferd muß während des Genesungsprozesses unbedingt Bewegung haben, darf nicht im Stall/Box stehen.
Was wir für Schonung halten, ist Gift für das Pferd.
Bewegung ist für das Pferd das A und O, und bitte laß um Gottes Willen Dein Pferd
nicht hungern!!!!!!!!!!!!!!!!
Damit verschlimmert sich nur die Stoffwechselsituation, das Pferd hat Streß und abgesehen davon muß ein
Pferd für seinen hochempfindlichen Verdauungstrakt stets die Möglichkeit haben zu fressen bzw. ausgedehnte Freßzeiten (häufige Heurationen, mindestens 6 mal am Tag und wenig Stroh dazwischen zum Knibbeln (Kaubefriedigung).
Wiese und Weide in der Tat sehr mäßig, aber mit reichlich gutem Heu kannst Du
definitif keinen Fehler machen!!!!!!
Die Folgen von Mangelernährung sind viel schwerer einzuschätzen als von eventuell zu viel.

Also Heu,Heu und nochmals Heu!!!!!!!!!
Das Problem unserer Wiesen und Weiden ist, daß sie in der Regel überdüngt und hochgradig
sauer sind. Bei Witterungsänderungen (z.B. sonniges Wetter nach kühlen, regnerischen Tagen) schießt schnell junges Gras nach und dies enthält einen extrem hohen Fructanegehalt, ganz besondere Vorsicht also bei runtergefressenen Wiesen!!!!!!
Fructane sind langkettige Kohlenhydrate, die ein Pferd ab einer bestimmten Menge
nicht verstoffwechseln kann, zumal ja der Rohfaseranteil bei weitem zu gering ist!!!
Dadurch kommt es zu toxischen Reationen im Körper.
Und der Rohfaseranteil ist der entscheidende Faktor für den Pferdemagen und Darm.
Pferde könnten viel besser von hartem Gestrüpp und überständigen Weiden , also grober Struktur leben, denn ihr ganzer Verdauungstrakt ist so eingerichtet. Man darf nicht vergessen, das Pferd ist immer noch ein Steppentier, ein Fernwanderwild, ohne festgelegten Tag/Nacht oder Schlafrhythmus!!!
Es gäbe noch vieles zu sagen, aber vielleicht konnte ich Dir ein wenig helfen.
Gerne stehe ich Dir für weitere Fragen zur Verfügung soweit ich es vermag.
Unsere Pferde haben weitaus mehr Kraft, Leidensfähigkeit und Durchhaltevermögen als wir erahnen können!
In diesem Sinne alles erdenklich Gute für Dich und Dein Pony.
Herzliche Grüße
Angelika

Nadine

  • Gast
Re: Behandlung bei Hufrehe/Mail an Anne
« Antwort #1 am: 21 November 02 15:24 »
Hier noch ein kleiner Tipp am Rande: Rehepferde erholen sich schneller, wenn man zum Heu Rote Beete füttert (aber nur aus Ökolandbau, da sonst der Organismus noch durch Düngemittel usw. belastet wird)! Man kann rote Beete auch ruhig das ganze Jahr über füttern. Sie hat eine sehr positive Wirkung auf den gesamten Stoffwechsel.

Viele Grüsse

Nadine

Nadine

  • Gast
Re: Behandlung bei Hufrehe/Mail an Anne
« Antwort #2 am: 24 Mai 03 14:22 »
Hallo Anne,
ich bin Besitzerin einer Vollblutaraberstute und habe in letzter Zeit ziemlich viel Pech mit Ihrer Gesundheit. Vor kurzem hatte sie eine starke Kolik bekommen, wahrscheinlich durch Überfressung auf der Frühjahrsweide, dazu kam wenige Tage später eine Gesichtslähmung und jetzt eine Hufrehe. Die Ärzte konnten mir bisher irgendwie nicht wirklich weiter helfen, habe im Internet recheriert nach Botulismus in Zusammenhang mit Hufrehe. Weiß momentan nicht was ich noch machen soll. Zurzeit ist sie auf Diät, absolute Stallruhe, regelmäßiges Kühlen der Hufen und Sauerkrautwickel. Die Ärzte haben sogar versucht sie zur Ader zu lassen, aber sie ließ niemanden an sich ran (sie ist bei Tierärzten schon immer abgedreht). Was soll ich nur noch tun, ich möchte mein Pferd nicht weiter leiden sehen. Kann mir irgendwer helfen?
lg Nadine

julia

  • Gast
Re: Behandlung bei Hufrehe/Mail an Anne
« Antwort #3 am: 7 März 04 15:54 »
entschuldige das ich erst jetzt schreibe, doch ich habe deinen beitrag erst jetzt gesehen, es ist schon lange her. Ich hoffe deiner stute geht es jetzt wieder gut. Meine Stute hatte auch schon einige male hufrehe, bei ihr half Ginko Biloba D6 und natürlich kühlen der hufe und alle 2 wochen ausschneiden der hufe. das Pferd täglich etwas auf harten Boden führen aber nur ganz kurz. julia.

[%sig%]

Alex

  • Gast
Re: Behandlung bei Hufrehe/Mail an Anne
« Antwort #4 am: 11 März 04 21:10 »
Hallo da draußen!
Bin total verzweifelt. Auch bei meinem Welsh Wallach wurde Hufrehe diagnostiziert. Leider hat sich in beiden Vorderbeinen schon das Hufbein gedreht. Er hat seit ca. 4 Wochen einen orthopädischen Beschlag. Der hat zwar Besserung gebracht, aber schmerzfrei scheint er noch immer nicht zu sein. Er ist 25, hat eine gute Figur und die Blutwerte sind auch bestens.
Ich habe furchtbare Angst vor der Weidesaison. Ich habe einiges über Fructan gelesen, und das das besonders bei blauem Himmel und Sonne gebildet wird. Ich weiß überhaupt nicht, was ich mit ihm machen soll. Ich kann ihn doch im Sommer nicht nur nachts rauslassen.
Dazu kommt die Angst, daß er sich quält und ich es nicht erkenne. Das bringt mich zur Verzweiflung.
Ich habe viel von (alten) Pferden gelesen, die trotz starken Reheschüben nach der Behandlung wieder völlig schmerzfrei geworden sind. Wie ist das möglich? Was könnte ich noch machen? Was muß ich auf jeden Fall vermeiden?
Über jegliche Hilfestellungen und Anregungen wäre ich total dankbar.
Alex

Astrid

  • Gast
Re: Behandlung bei Hufrehe/Mail an Anne
« Antwort #5 am: 13 Mai 04 00:15 »
Hallo,
mein Pony hatte im letzten Frühjahr Hufrehe. Nach anraten der Tierärzte gab es nur noch etwas Heu, gutes Futterstroh (vorsicht bei zu viel Stroh gibt es eine Verstopfung) und Karotten. Auf die Weide ging es dann den ganzen Sommer nicht mehr. Die Tieräzte gaben ihr zwei oder drei Spritzen, ich mußte ihr zwei mal täglich ein Pulver geben. Seit dem
ist alles ok, natürlich passe ich beim Füttern auf und habe alles umgestellt auch auf die Weide geht es nur noch Stunden weise bin gerade bei drei Stunden und versuche es noch etwas zu verlängern. Meine Pferde lasse ich von den Ärzten der Pferdeklinik (Dr. Gräf)in Großwallstadt behendeln und kann diese nur weiter empfehlen.